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Handwerk und Geist

Das Handwerk hat goldenen Boden – so sagt man. Das steht im Widerspruch zu unserer kopflastigen Welt, in der alles nach den Regeln der Knappheit, der Effizienz organisiert wird denn wir wissen: Die Güter sind knapp!

Zurück zum Ursprung

Ich habe immer schon viel gehandwerkt, meine Hände genutzt um die Geschenke, die diese Welt mir gibt, zu verformen, zu gestalten, neuen Zwecken zuzuführen. Letztlich kommt das Wort Handwerk ja von der Nutzung der Hände. Und da ich Musik liebe, habe ich früher mal überlegt, ob ich nicht das Instrumentenbau-Handwerk erlernen sollte. Am Ende habe ich eine Ausbildung in der IT gemacht, diesem Ort, wo ich gestalten kann, ohne an die Schwerkraft dieser Welt denken zu müssen.

Heute finde ich mich mich nach einer langen Zeit der überwiegend geistigen Betätigung, derer einzige Handarbeit Bedienungsvorgänge von Computern waren, in einer Phase wieder, wo es um das Erlebnis geht, in der meine Hände Materie formen und nicht nur reproduktiv benutzen.

Meine Ziehbank

Das erste Bein

Ein Freund, der sah, wie ich aus Haselnussbäumen Bogen schnitze sagte, dass eine Ziehbank genau das richtige für mich sei. In Österreich sagt man dazu Hoanzelbank (was vermutlich von den Heinzelmännchen kommt), die Briten nennen es shaving-horse, sie rasieren das Holz offenbar.

Ich schaute also in meinem Keller nach Material, und es fanden sich ein paar Bretter, die wir aus unserem Wäldchen noch übrig hatten, raue Dielen, eher für Baunutzung als für den Möbelbau vorbereitet. Für die Beine der Bank nutze ich ein paar Ahorn-Stangen, die ich ursprünglich für die Kinder als Übungs-Kampfstöcke geschnitten hatte.

Auf diese Weise hatte ich weder Stuhl, Tisch oder Bank gefertigt, jedoch früher in den Alpen häufiger gesehen, wie so etwas aussieht. Inzwischen gibt es auf You-Tube viele Videos, in denen man lernen kann, praktisch jeder Handwerkliche Tätigkeit auszuführen.

Der Geist

Das Bowie an der Ziehbank

Inzwischen haben wir viele Maschinen geschaffen, die uns die Arbeit mit dem Material vereinfachen. Eine Kreis- oder Stichsäge hilft enorm, Bretter in die passende Form zu bringen. Die fertig gehobelten Bretter finden wir im Baumarkt, je nach Zweck als Leimholz für den Möbelbau oder als Hobeldielen, z.B. für Fußböden. Eine Handsäge ist wesentlich mühsamer in der Anwendung, allerdings spürt man durch sie hindurch das Holz viel lebendiger.

Was abgeschnitten wird landet im Müll, wenn sein Wert nicht mehr gefühlt wird, die Wertschätzung für die Geschenke der Natur wird in den Holzabschnitten kaum mehr erkannt.

Das ändert sich bereits dann, wenn man ein Brett selbst hobelt, d.h. wenn ich selbst etwas tue, um dem Stück Holz den Glanz zu verleihen, den es haben soll. Und als wir noch Öfen in unseren Wohnungen hatten, konnten wir die Hobelspäne dafür nutzen, das Feuer zu entzünden.

Einfaches Werkzeug aus der Werkzeugschmiede

Unsere maschinelle Verarbeitung hat zwar unsere Bearbeitung der Materialien erleichtert, uns aber auch ein gutes Stück Bewusstsein für das Stück Holz, mit dem wir gerade arbeiten, geraubt. Mein geliebtes Bowiemesser findet jetzt als auch als Ziehmesser seinen Einsatz, und wird mit der Ziehbank noch universeller.

Es hat bei der Einpassung der Beine in die Bank, bei der Herstellung der Holzdübel aus Ahorn- und Haselnusszweigen sowie bei der Anpassung der Rundstäbe für die Klemm-Mechanik, großartige Arbeit geleistet, die ich direkt in meinem Leib gespürt habe.

Geist oder Handwerk

Arbeit an der fertigen Hoanzelbank

Ich bin in einer Welt der Trennung zwischen white-collars und blue-collars groß geworden. Die einen beschäftigen sich mit dem Geist, mit der Theorie, die anderen sind die Macher, die Umsetzer. Die Theoretiker sind dankbar für die Macher, denn ihre Theorien allein bringen die Dinge nicht in die Physis, und die Macher sind manchmal dankbar, für ein paar neue Vorgaben, was denn eigentlich jetzt geschehen soll.

Diese Polarität ist künstlich erschaffen, und lässt die Emotionalität weitestgehend außen vor.

Ich plädiere für eine Verschmelzung von Geist, Körper und Seele. Erst wenn diese Dinge in einem Wesen zusammenfließen, entsteht verantwortliches Handeln. Erst in der Verschmelzung dieser Anteile ist die Trennung von Freizeit und Arbeitszeit aufgehoben. Alles wird zum Erlebnis.

Dabei kann ich mir durch Maschinen Unterstützung holen, wenn ich selbst noch ihren Dienst ermessen kann, und nicht abhängig werde von ihnen.

Wie auch immer

Ich genieße es in allen Bereichen meines Lebens meine Kreativität zu entdecken und zu leben. Das gilt für die Musik, das gilt mein Sein als Lehrer, das betrifft mein Handwerk, meine Begegnung mit meinen Kindern, mit Nachbarn, und auch die Zeit mit der alten Dame in unserem Haus, die in ihrer Wohnung völlig vereinsamt ist, weil sie eben nur professionell versorgt ist. Je weniger ich die Maßstäbe der Monetarisierung mein Leben bestimmen lasse, je weniger ich die Werte-Tabellen dieser Welt auf mich wirken lasse, und je mehr ich in jedem Moment die Kostarbeit des JETZT (Die Kairos-Zeit, siehe mein Buch) in mir ankommen lasse, desto mehr wird mein Leben ein Genuss, eine sinnliche Erfahrung und Ort, in denen alle Erlebnisse, seien es Genüsse oder Herausforderungen, mein Herz zum singen bringen.

PS: Wenn jemand Handwerkzeuge hat, die er nicht mehr benötigt, z.B. Hobel, Stemmeisen, Handleier, Schlangenbohrer, Holzhammer, Ziehmesser, Leimklemmen und Schraubzwingen … ich bin ein freudiger Abnehmer. Da ich im Rahmen der “Einfach Sein” Kurse, auch diese Handwerkstechniken nutzen möchte, um Menschen beim Auffinden ihrer Harmonie auch mit solchen handwerklichen Vorgängen, Erfahrungen sammeln zu lassen.

Auch Material ist willkommen, z.B. unbehandelte Bretter oder Balken, Leder, Seile und Schnüre, wir verarbeiten alle Geschenke dieser Welt …

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